Das griechische Theater wird niemals enden

Chaos [ˈkaːɔs] (von griechisch χάος cháos)

Fall Sie nicht wussten, dass das Wort „Chaos“ aus dem Griechischen stammt, dann konnten Sie politische Beispiele in den vergangenen Wochen beobachten. Als neutraler Börsianer bin ich immer wieder erstaunt, wie die Politiker es schaffen, einen endgültigen Schlussstrich unter ein Problem zu ziehen, und schon am nächsten Tag, das Problem wieder auf die Tagesordnung zu setzen. Am vergangenen Dienstag war Griechenland offiziell zahlungsunfähig. Was ist passiert? Nichts. Nun wartet man ein Referendum ab. Aha, und was soll danach kommen? Es drängt sich der Verdacht auf, dass es niemals ein Ende geben wird.

Die harte Realität wird geleugnet

Die griechische Wirtschaftsrealität ist eigentlich bitter. Griechenland hat sich in den Euro geschummelt, weil es die Maastricht-Kriterien nicht erfüllen konnte. Und die Schummelei zog sich über Jahre weiter. Als Zyniker würde man vermuten, dass die exzellenten Manöver der griechischen Politiker bald offizieller Lehrstoff für Studenten der Politikwissenschaften werden.

Aus hohen Schulden wurden horrend hohe Schulden. Das kleine Griechenland hat inzwischen über 300 Milliarden Euro Schulden bei IWF und EZB. Jeder Bürger Griechenlands, ob Unternehmer, Arbeitnehmer, Rentner oder Baby, trägt die Last von circa 27000 Euro Staatsschulden auf den Schultern.

Es ist nur eine winzige Chance

Der IFO-Chef Hans Werner Sinn versucht seit langer Zeit, die ökonomische Realität den deutschen Bürgern verständlich zu machen. Es gibt nur eine einzige griechische Lösung. Um wettbewerbsfähig zu werden, muss Griechenland die Drachme wieder einführen.
Leider ist es nur einige winzige Chance auf eine Erholung, denn Griechenland war auch damals mit der Drachme niemals wettbewerbsfähig. Und man hatte die Staatsschulden noch nie im Griff. Die Produkte Griechenlands taugen mehr oder weniger nur für den Eigenbedarf. Volkswirtschaftler wissen, dass ein nachhaltiger Schuldenabbau nur mit einer stabilen Exportwirtschaft funktioniert. Das ist der Knackpunkt, denn Griechenland hat nur Tourismus und Olivenöl zu bieten. Die weiteren Exportmöglichkeiten bewegen sich eher auf dem Niveau eines Entwicklungsstaates.

Es geht um strategische Fragen

Als neutraler Beobachter fragt man sich, warum Griechenland unbedingt im Euro bleiben sollte. Und darauf gibt es eine Antwort, die von vielen unterschätzt wird. Haben Sie gesehen wie der US-Präsident Obama auf dem G7-Gipfel um Griechenland geworben hat? Genau, es geht um Sicherheitsinteressen, denn Griechenland ist geografisch ein wichtiger militärischer Stützpunkt. So war kürzlich die freundschaftliche Begegnung von Ministerpräsident Tsipras und Wladimir Putin nichts anderes, als ein unausgesprochener Erpressungsversuch Tsipras, um von der EU weitere Kredite zu bekommen. Eine unterschwellige Drohung, dass man Russlands Waffenstützpunkt werden könnte.

Für uns Börsianer wird sich nichts ändern

Insgesamt drängt sich der Verdacht auf, dass sich auf längere Sicht nichts ändern wird. Die EU wird zahlen, zahlen und zahlen. Die Griechen werden mit Kredite versorgt, die sie niemals zurückzahlen können. Die Börsen werden nervös zittern, und passieren wird nichts – weder ein Crash noch ein Baisse.

Mein Tipp:

Kurzfristig kann Griechenland die Börsen irritieren. Auf Sicht von 6 Monaten oder länger ist Griechenland ohne Belang. Die langfristigen Depots sollten so geführt werden, wie immer: Mit Ruhe und Sachverstand.

 

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