Es gibt nur die Regel, dass es keine Regeln gibt

Es könnte sein, dass die Börsenweisheit „sell in may“ in diesem Jahr ausfällt. Denken Sie einmal an die menschlichen Verhaltensmuster. Wenn der Mai tatsächlich immer schwach wäre, dann würden sich die Marktteilnehmer darauf einstellen. Sie verkaufen dann nämlich schon im April. Ein logisches Verhalten, denn Kursverluste möchte niemand einfahren. Theoretisch wäre dann der April der neue schwache Standardmonat. Sobald es statistisch erkennbar wäre, würden sich dann erneut die Börsianer darauf einstellen. Also verlagert sich der schwache Monat in den März. Sie merken, das Gedankenspiel lässt sich endlos fortführen.

Wieso gibt es ein Sommerloch an der Börse?

Es gibt übrigens eine weitere Börsenregel, die nicht ganz einleuchtend ist. Es ist die traditionelle Sommerschwäche. Selbstverständlich gibt es eine Urlaubszeit, und die Marktteilnehmer reduzieren sich ein wenig. Weil in Deutschland aber in über 60 % der Fälle, die Börsentransaktionen von Computern durchgeführt werden, frage ich mich, ob die Computer eigentlich auch Urlaub benötigen? Übrigens, der Anteil der Transaktionen mit Hilfe von Algorithmen liegt an den US-Börsen sogar noch höher. Es gibt noch ein weiteres Argument gegen das Sommerloch. Wenn viele Marktteilnehmer tatsächlich in Urlaub fahren, dann wären es mit Sicherheit nicht nur die Bullen, sondern auch die Bären. Es gleicht sich also alles wieder aus.

Ein paar Fragestellungen:

Was ist, wenn wir möglicherweise die Sell-in-May-Regel in den Januar verschoben hätten? Was wäre, wenn wir in 2016 bereits sämtliche Börsensorgen verarbeitet hätten? Ich kann mich nicht erinnern, dass es in Europa jemals so viele Krisenherde gab. Aber vielleicht ist das alles bereits in den Kursen eingearbeitet? Ja, dann müssten wir für den Rest des Jahres leicht steigende Kurse im Sommer erleben, und eine atemberaubende Rallye zum Ende des Jahres.

DAX-weekly-13-05-16

Bild: DAX-Wochen-Chart mit OBV-Indikator

Technische Ausgangssituation des DAX

Der Wochen-Chart des Dax ist nicht besonders eindrucksvoll. Seit Wochen gibt es einen Kleinkrieg um die 10000 Punkte-Grenze. Diese liegt in einer Wohlfühlzone zwischen 9500 und 10200 Punkten. Es ist deshalb mehr eine breite Unterstützungszone. Unterhalb des Charts ist der OBV-Indikator dargestellt. Hier ist ein direkter Vergleich zwischen DAX und Indikator möglich. Der OBV wirkt deutlich bullisher als der Kursverlauf. Ausgehend von den jüngsten Tiefs ist sogar eine bullishe Divergenz erkennbar. Infolgedessen ist das Handelsvolumen in den vergangenen Monaten mehrheitlich aufwärts gerichtet gewesen. Es ist ein starkes Zeichen, dass DAX-Aktien für langfristigen Investoren interessant sind. Vielleicht müssen wir bald von „buy in may and stay“ reden.

 

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