Die Wirkung von Fibonacci Retracements (Teil 2)

 Das Ergebnis der ersten Extra-Analyse (DAX) zum Fibonacci-Retracement

Gibt es eine ideales Fibonacci-Retracement? Die unteren Tabellen zeigen eine Übersicht über das Test-Ergebnis.

So lesen Sie die Tabellen:

Beispiel: Am 50%-Retracement gab 44 Mal keinen Trade, 102 Trades wurde mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen. 105 Trades brachten ein negatives Ergebnis.

In der rechten Tabelle können Sie die prozentualen Werte ablesen. Somit haben wir eine 49%-ige Trefferquote am 50%-Fibonacci-Level. Das entspricht einem Handelsergebnis im Zufallsbereich.

Nur die 38,2% und 23,6%-Fibonacci-Retracements erzeugen einen statistischen Vorteil. Der Nachteil ist aber, dass diese Levels den geringsten CRV bieten. Da der Abstand zum Tief des Trends deutlich höher ist, als das Gewinn-Ziel am Hoch des Trends. Man muss sich somit entscheiden, ob man eher bereit ist, eine hohe Trefferquote zu haben oder ein höheres CRV.

Wir haben mit dieser Analyse nur die Effektivität der Fibonacci-Retracements  getestet. Zu berücksichtigen wäre noch ein geeignetes  Risk- und Moneymanagement.

 

 

Das Ergebnis der zweiten Extra-Analyse (Dax) zum Fibonacci-Retracement

Hier das Ergebnis:

 

Im Vergleich zur ersten Extra-Analyse, steigen wir nicht immer bei einer Berührung in den Markt, sondern warten auf das Ereignis „1“. Zur Erinnerung: Eine „1“ ist ein Signal, dass uns vom Markt vorgegeben wird. Aus den Ergebnissen können Sie erkennen, dass sich zwar die Trade-Frequenz deutlich reduziert, aber damit auch die Trefferquote ansteigt.

Das Ergebnis des 50-% Fibonacci Retracements steigt von 49% auf 51%. Die Anzahl der Trades verringert sich aber auf 55 Trades. Interessant wird es, wenn man sich die Veränderung des 23,6% Retracements anschaut. Dort ist die Trefferquote auf satte 75% angestiegen.

 

Das Ergebnis der dritten Extra-Analyse (DAX)

Da nicht jeder Trader immer nur bei einem Retracement einsteigt, sondern auch bei mehreren Retracement-Levels, haben wir die dritte Analyse gemacht.

In dieser Analyse geht es primär darum aufzuzeigen, wie viele Fehlsignale das Fibonacci-Trading generieren kann. Es geht auch darum zu untersuchen, ob das Fibonacci- Trading nicht der selektiven Wahrnehmung zum Opfer fällt. Denn immer, wenn man sich Trading-Bilder oder Trading-Webinare anschaut, wo es um das Thema „Fibonacci-Retracements“ geht, erkennt man immer wieder, wie nur Charts aufgezeigt werden, bei dem der Markt perfekt am Retracement dreht.

 

 

Was erkennen wir nun mit Hilfe der Tabelle? Wir haben 251 Trends. In diesem 251 Trends können, theoretisch, 6 Fibonacci-Retracements berührt werden. Somit erhalten wir 251 x 6=1506   mögliche Berührungspunkte für ein Retracement.

Nun erkennen wir, dass 69,52 % aller möglichen Berührungspunkte entweder gar nicht berührt werden, oder auch einfach ignoriert werden. 22,64% aller möglicher Punkte ergeben eine „1“. Somit findet dort zwar eine Reaktion auf das Retracement statt, aber nicht unbedingt auch die Trendfortsetzung. Wir haben nur in 7,84% aller untersuchten Fälle ein Ereignis, das tatsächlich zu einer Trendfortsetzung führt.

Zum Vergleich werden wir die Tests auch EUR/USD-Markt und dem Gold-Markt anwenden.

 

 

Analyse: EUR/USD-Markt

 

 

Tabelle: Auswertung der Retracements beim EUR/USD-Markt

 

Im EUR/USD-Markt wurden alle Tages-Trends seit dem 01.01.1993 analysiert. Wie Sie in der obigen Abbildung erkennen können, hatten wir hier 154 Trends.  Von diesen wurden 84, und somit 54,55%, fortgesetzt und 70, also 45,45%, nicht fortgesetzt.

Das Fibonacci-Retracement war bei folgenden Trends signifikant:

In nur 65 Fällen hatten wir eine Übereinstimmung mit einem Retracement und einer Trendfortsetzung. In 89 Fällen hatten wir diese nicht.

 

Das Ergebnis der ersten Extra-Analyse (EUR/USD)

Gehen wir nun auch hier von einer Strategie aus, in der wir sofort einen Trade absetzen, wenn der Markt ein bestimmtes Fibonacci Retracement berührt. Welche Ergebnisse würden wir erhalten?

Wir erkennen auch im EUR/USD-Markt deutlich, dass je tiefer/höher der Markt an ein Fibonacci-Retracement kommt, die Trefferquote deutlich fällt.

Das gleiche Ergebnis konnten wir auch beim DAX feststellen.

 

Das Ergebnis der zweiten Extra-Analyse (EUR/USD)

Wie schaut das Ergebnis aus, wenn wir immer nur in einen Markt reingehen, wenn wir ein Signal erhalten, also eine „1“?

Die Trefferquote beim 23,6%-Retracement ist deutlich angestiegen. Wobei der statistische Vorteil beim 38,2%-Retracement nicht mehr gegeben ist. Ein Unterschied zur ersten Analyse. Dort war der statistische Vorteil noch bis zum 38,2%-Retracement gegeben.

 

Das Ergebnis der dritten Extra-Analyse (EUR/USD)

Wie schaut hier denn nun die „Gesamtmarktlage“ aus?

 

Wir hatten im EUR/USD eine Anzahl von 923 möglichen Trading-Situationen. Von diesen gab es in 62,41% der Fälle eine „0“. Somit wurde in 62,41% der Fälle entweder eine Fibonacci-Retracement nicht berührt oder es wurde einfach in der Korrektur ignoriert.

In nur 30,55% der Fälle kam es zu einer Reaktion am Fibonacci-Retracement. In 7,04% der Fälle hat ein Retracement auch tatsächlich zu einer Trend-Fortsetzung geführt.

 

Analyse: Gold-Markt

 

 

 

Wir haben auch im Gold-Markt angefangen die Trends seit dem 01.01.1993 auszuzählen. Es gab somit 261 Trends. 51,34% wurden fortgeführt, während 48,28% nach der ersten Entstehung eines Trends gebrochen sind. Die Auswertung sahen bei den anderen Märkten etwas besser aus.

Schauen wir uns jetzt als nächstes an, wie viele Trends durch ein Fibonacci Retracement „bestätigt“ worden sind:

 

Diese Zahlen ähneln den Ergebnissen der vorherigen Märkte. 43,68% der Trends konnten mit Hilfe eines Retracements bestimmt werden. Während 56,32% der Trends nicht durch ein Fibonacci-Retracement bestätigt wurden.

 

Das Ergebnis der ersten Extra-Analyse (Gold):

Gehen wir nun auch im Gold-Markt von einem Strategie-Event aus, in der wir sofort einen Trade absetzen, wenn der Markt ein bestimmtes Fibonacci Retracement berührt. Welche Ergebnisse würden wir erhalten?

 

 

Im Gold-Markt generierte nur das 23,6%-Retracement einen statistischen Vorteil. Alle anderen Retracement-Levels erzeugen Quoten deutlich unter 50%.

 

Das Ergebnis der zweiten Extra-Analyse (Gold):

 

 

Der statistische Vorteil erhöht sich nun, wie auch in den anderen Märkten, wenn man auf das Signal des Marktes gewartet wird. In unserem Fall auf eine „1“.

Somit erweitert sich der statistische Vorteil bis zum 38,2% Retracement. Dabei verringert sich die Anzahl der Trades deutlich.

 

Das Ergebnis der dritten Extra-Analyse (Gold)

Schauen wir uns jetzt nun auch die „Gesamtmarktlage“ des Gold-Marktes an.

 

 

Das Ergebnis ergibt beim Ereignis “2” keinen großen Unterschied.

 

 

Zusammenfassung der Retracement-Ergebnisse bezogen auf untersuchten Märkte

 

(Abbildung: Der Trendfortsetzung allgemein)

 

(Abbildung: Der Trends die durch ein Fibonacci Retracement bestätigt worden sind oder nicht)

 

(Abbildung: Wenn der Markt das Retracement „Berührt“)

 

(Abbildung: Wenn der Markt eine „1“ generiert und man dann in den Markt einsteigt)

 

(Abbildung: Gesamtmarktlage von allen analysierten Märkten zusammen)

 

Schlussfolgerung zum Fibonacci-Retracemnet als Technisches Tool

Fibonacci-Trading wird von Börsianern gerne und oft angewendet. Es ist grundsätzlich nicht möglich, jede Fibonacci-Variation auswerten, aber die obere Analyse bietet eine Grundlage um Fibonacci kritisch gegenüber zustehen.

Sollte es Trader geben, die eventuell andere Statistiken oder neue Ideen für zukünftige Analysen haben: Schreiben Sie mir: info@statistic-trading.de

Die oberen Analysen zeigen, das Fibonacci-Retracements kaum einen statistischen Vorteil bieten. Daher liegt es nahe, dass man Fibonacci-Trading mit psychologischen Argumenten erklären muss. Eine Wahrnehmungsverzerrung liegt nahe. Unterstützt wird die Verzerrung durch eine große Anzahl von Lehrbüchern, die ungeprüft Fibonacci-Relationen als ultimative Wahrheit darstellen. 

Vermutlich gibt es Ausnahme-Trader, die Fibonacci-Retracements profitabel benutzen. Nimmt man die oberen Auswertungen als Basis, muss man sagen, dass die Ausnahme-Trader trotz der Fibonacci-Anwendung profitabel sind. Offenbar ziehen sie ihren Vorteil aus anderen Eigenheiten ihres Tradings.

Eine weitere Erkenntnis lassen die Analysen zu: Je tiefer der Markt korrigiert, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem Trendbruch kommt.

Das kann eine wichtige Erkenntnis im Zusammenhang mit dem Risk- und Moneymanagement sein. So könnten Sie zum Beispiel, bevor Sie einen Trade eingehen, festlegen, welches Risiko Sie bereit sind einzugehen. Das können Sie in Abhängigkeit zum Korrekturniveau durchführen. Wird ein Signal in der höheren Ebene generiert, also im Bereich des 23,6% und 38,2% Fibonacci Retracements, könnte man durchaus ein etwas höheres Risiko eingehen.

Das wäre aber nur eine Möglichkeit. Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf.

Wir hoffen, dass der Artikel Ihnen beim Trading hilft, oder Sie zum Nachdenken bringt. Hinterfragen Sie alles – testen Sie!

 

 

Mit freundlichen Grüßen aus Berlin,

Juri

Statistic-Trading

 

 

 

 

 

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