TradingWoche KW 47: Die unendliche Kritik an Wirecard

Liebe Leserin, lieber Leser,

deutsche Politiker versuchen seit Jahren eine Finanztransaktionssteuer einzuführen. Insbesondere unser Finanzminister Scholz (SPD) möchte mit der Finanztransaktionssteuer die Grundrente bezahlen.

Zunächst sah es so aus, als ob die Einführung gelingen könnte. Die Lobby der privaten Börsianer ist nämlich so schwach, dass es kaum Gegenwehr gibt. Besser aufgestellt sind die institutionellen Marktteilnehmer. Denen kann es aber egal sein, denn sie haben internationale Ausweichmöglichkeiten. Kein kosteneffizienter Fonds wird sich selbst mit der Steuer belasten. Die übliche Argumentation der Politiker die „Reichen“ zu besteuern, ist daher ein Denkfehler. Vermutlich sind die Politiker noch nicht einmal von ihren eigenen Argumenten überzeugt.

Inzwischen zeichnet sich ein europäisches Meinungsbild ab. Großbritannien, Schweden, Niederlande und Luxemburg sind Gegner der Finanztransaktionssteuer. Deshalb glaube ich, dass die praktische Umsetzbarkeit der Steuer gegen Null tendiert.

Das wären gute Nachrichten für Trader und der kaum vorhandenen deutschen Börsenkultur.

 

Wichtige Märkte im charttechnischen Überblick

Kurzfr. Trend Widerstand Unterstützung
DAX long 13.600 Pkt. 12.440 Pkt.
S&P 500 long 3.150Pkt. 3.030 Pkt.
Gold (in USD) flat 1.560 USD 1.445 USD
EUR/USD flat 1,1300 USD 1,0900 USD

 

DAX: Leichte Überhitzung führt zu Gewinnmitnahmen

Denken Sie einmal über die bullishen Argumente für den DAX nach. Ganz ehrlich, wer mit fundamentalen Fakten den Anstieg des DAX erklären möchte, der wird nach kurzer Zeit ins Grübeln kommen. Die Übermacht der negativen Argumente ist allgegenwärtig. Objektiv können wir allerdings feststellen, dass der DAX seit Jahresbeginn kräftig angestiegen ist. Wenn die Anzahl der negativen Nachrichten nicht ausreicht, um den DAX in die Knie zu zwingen, dann könnte es sogar zu einem überraschenden Aufwärtstrend kommen.

Bild: Wochen-Chart des DAX mit On-Balance-Volume (OBV)

 

Nur ein überkaufter Zustand

In den vergangenen Wochen konnte sich der DAX weiter nach oben absetzen. Ein Schlüsselniveau liegt bei 12.800 Punkten. Solange der DAX darüber liegt, bleibt der Index in einem bullishen Zustand. Im Chart ist der Beginn der laufenden Aufwärtswelle mit einem Pfeil gekennzeichnet. Die Kursbewegung ist steil und zeigt eine beeindruckende Dynamik. In solchen Phasen muss es trotzdem zu Kurskorrekturen kommen. Die Stochastik deutet auf einen überhitzten Zustand hin, der in den nächsten Tagen abgebaut werden sollte. Wir müssen uns also auf niedrige Kurse einrichten. Wenn der Kursrückgang gemäßigt bis 12.800 Punkte abläuft, dann könnte die Unterstützung bei 12.800 Punkte eine abstoßende Wirkung haben. Ein weitaus stärkeres Kaufsignal entsteht, wenn der DAX 13.500 Punkte überschreiten kann.

Mein Fazit

Der DAX ist kurzfristig überhitzt und es stehen ein paar schwächere Handelstage an. Das sollte allerdings kein Auslöser für eine stärkere Abwärtswelle werden. Der mittelfristige Aufwärtstrend seit Beginn 2019 ist so stark, dass sich mittel- oder langfristige Short-Positionen verbieten.

 

  

Sentiment: Kurzfristig mehr Short-Positionen

Hier sind die neuesten Umfragedaten aus Frankfurt für den DAX:

 

Eine Erläuterung, was es mit der Börsenstimmung auf sich hat und wie die Zahlen grundsätzlich zu interpretieren sind, finden Sie hier…

 

Es zeigt sich wieder, dass die Marktteilnehmer dass Zocken nicht lassen können. Die allgemeine Marktvolatilität, die sich zum Beispiel anhand des VDAX messen lässt, deutet auf einen ruhigen Gesamtmarkt hin. Dem entsprechend ist das Potenzial für eine kräftige Abwärtsbewegung gering. Die Marktstimmung deutet aber auf eine Zunahme von kurzfristigen Short-Positionen hin. Vermutlich werden die Bären nach ein oder zwei schwächeren Handelstagen ihre Short-Positionen schnell wieder schließen.

Mein Fazit

Der DAX befindet sich in einer bullishen Phase, die aber auch kurzfristige Kursrückgänge zulässt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass niedrige Aktienkurse sofort wieder zum Neueinstieg genutzt werden. Mittel- und langfristige Börsianer sollten ihre Positionen nicht verkaufen, sondern mit stoischer Ruhe halten.

 

 

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Video-Tipp

Cannabis-Aktien nach Crash: Kauf-Chance?

Cannabis-Aktien sind wieder günstig zu haben. Den Cannabis-Produkten wird eine rosige Zukunft prognostiziert. Dementsprechend sollten Aktien wie zum Beispiel Aurora, Canopy, Cronos oder Aphria davon profitieren. Das Video stellt die vier Aktien vor und beschreibt das Chance-Risiko-Verhältnis bei einem Neueinstieg.

https://www.youtube.com/watch?v=dxSf4QieOVg&t=1s

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Chance der Woche: Wirecard-Aktie

Mehrfach wurde schon in der TradingWoche die Wirecard-Aktie besprochen. Was das Unternehmen auf die Beine stellt, ist beeindruckend. Zur Info: Wirecard bietet Lösungen für den elektronischen Zahlungsverkehr, das Risikomanagement und die Ausgabe von Kreditkarten an. Die Liste der Top-Kunden wird stetig größer und führt zu außerordentlichem Unternehmenswachstum.
Im September beeindruckte zum Beispiel der Deal mit UnionPay, denn es handelt sich um den weltweit größten Kreditkartengeber mit mehr als 28 Millionen Handelspartnern. UnionPay ist die chinesische Kreditkartenfirma! Sie wird von fast allen asiatischen Unternehmen akzeptiert.
Die Geschäftsverbindung mit Wirecard ist lukrativ, denn UnionPay möchte global wachsen und benötigt dazu das technische Know-how von Wirecard. Mit jeder globalen Transaktion bei UnionPay kann Wirecard eine kleine Gebühr bei sich verbuchen.

Ein Aktienrückkaufprogramm ist geplant

Mithilfe einer großen Unternehmensanleihe hat Wirecard 500 Millionen Euro eingenommen und reduzierte damit alte Bankschulden. Ein Großteil des Geldes soll für ein Aktienrückkaufprogramm genutzt werden. Damit stehen die Chancen nicht schlecht, dass die Wirecard-Aktie zukünftig einen Extra-Schub an der Börse erfährt.

Sind die Handelsbücher manipuliert oder nicht?

Die fundamentalen Rahmenbedingungen für das Unternehmen sind erstklassig. Hinsichtlich des Wachstumspotenzials ist Wirecard vermutlich das beste DAX-Unternehmen. Die Welt um Wirecard könnte so rosig sein, wenn die Financial Times nicht ständig in die „Suppe spucken“ würde. In den vergangenen Monaten gab es wiederholt Anschuldigungen, die schwerwiegend sind. Es geht um falsche Angaben zum Umsatz, Gewinn und fehlerhafter Buchhaltung.

Wirecard versuchte die Vorwürfe stets zu entkräften. Endgültige Beweise blieben jedoch aus, so dass die Financial Times immer wieder neue Vorwürfe veröffentlichte. Die Financial Times geht sogar von einem systematischen Betrug aus, der von der Unternehmensspitze geduldet wurde.

Eine Sonderprüfung soll Sicherheit bieten

Der CEO Markus Braun beauftragte eine unabhängige Wirtschaftsberatungsgesellschaft (KPMG), um die Seriosität von Wirecard zu beweisen. Die Sonderprüfung läuft noch und Ergebnisse können noch nicht mitgeteilt werden.

Jetzt auch noch das Handelsblatt

Am Mittwoch gab es weiteren Ärger. Diesmal informierte das deutsche „Handelsblatt“ über einen Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY. Es geht um die Prüfung der Wirecard-Tochter in Singapur im Jahr 2017. Das Tochterunternehmen soll nämlich kein Testat für die Jahresbilanz 2017 erhalten haben. Die Prüfer schreiben in ihrem Bericht, dass sie nicht die notwendigen Informationen erhalten haben, um die Vollständigkeit und Richtigkeit des Jahresabschlusses feststellen zu können. Im Detail geht es um nicht-ausreichende Erklärungen für bestimmte Buchhaltungsunterlagen und Transaktionen.

Bild: Wochen-Chart der Wirecard-Aktie in EURO [in Dt. mit WKN: 747206]

 

Ausgewählte Open-End Hebelzertifikate oder Optionsscheine auf die Aktie
Typ WKN ISIN Hebel Basispreis Knockout
Long (Call) MF3BFU DE000MF3BFU7 3 79,510 EUR 79,510 EUR
Short (Put) MC4CR1 DE000MC4CR17 3 156,11 EUR 144,40 EUR

 

Der Verkaufsdruck nimmt zu

Grundsätzlich besitzt die Wirecard-Aktie ein hohes Wertsteigerungspotenzial. Das nützt jedoch nichts, wenn sich die Beweislage gegen Wirecard richten würde. Im Laufe der Monate hatte Wirecard sehr viel Zeit, die Vorwürfe bis ins Detail zu entkräften. Die Unternehmensleitung hat sich aber viel Zeit gelassen und die Vorwürfe stehen weiterhin im Raum. Eine Vorverurteilung ist nicht fair, doch die Schwere der Vorwürfe darf nicht außer Acht gelassen werden. Passend dazu verhält sich der Kurs. Der Aktienkurs schafft es nicht, trotz der hervorragenden Zukunftsaussichten des Unternehmens, den Weg nach oben anzutreten.

Normalerweise zeigt der Chart ein Kaufsignal

Wäre Wirecard nicht mit den Betrugsvorwürfen konfrontiert, dann ergäbe sich aus der aktuellen Chartsituation ein wunderbares Kaufsignal. Der Kurs ist an der unteren Trendlinie angekommen, das Handelsvolumen deutet auf eine bullishe Divergenz hin und die Stochastik läuft von unten nach oben. In der Summe ergibt das ein Kaufsignal.

Die Gefahr des Trendlinienbruchs

Die im Chart eingezeichnete untere rote Trendlinie sollte auf keinen Fall durchbrochen werden. Die neuen Vorwürfe könnten jedoch zu einem plötzlichen Durchbruch führen, so dass eine „Verkaufslawine“ ausgelöst werden könnte. Die Gefahr ist groß und sie lässt sich nicht mit einem einfachen Stoppkurs beherrschen, weil die Gefahr einer Kurslücke besteht. Dabei würde der Kurs den Stopp einfach übersprungen und das Verlustrisiko erhöhen. Bei einem Durchbruch, wäre der erste Abwärtsschritt ein Weg zu 100-Euro-Unterstützung.

Mein Fazit:

Die Wirecard-Aktie ist grundsätzlich ein sehr attraktives Wertpapier. Mit der aktuellen Ausgangssituation droht aber ein starker Ausverkauf. Wer darauf setzen möchte, der kann mit einer kleinen Short-Position reagieren.

 

2 Kommentare

  1. Danke,
    Christian für die vielen tollen Videos auf Youtube. Für mich war es der mit Abstand beste Kanal. Deine Gedanken und Sprüche waren genau meine Wellenlänge.
    Dein Buch und Kurs sind auf meiner To-Do-Liste.
    Ich wünsche Dir alles Gute

    • Hallo Thomas
      vielen Dank für deine Worte. Ich denke, in der nächsten Woche kann ich dir eine Alternative anbieten. “Traden mit Hebel” und die “TradingWoche” sind Produkte des Verlages Atlas Research. Daher habe ich keine Entscheidungsmöglichkeit. Ich plane etwas eigenes und sende dann eine Mail zur Info. Falls du nicht in meiner Mailing-Liste enthalten bist, trag dich am besten ein.

      Viele Grüße
      Christian

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