Auto-Aktien: Kein Ende im Dieselgate

Nach Volkswagen und Audi scheint nun auch Daimler bei manipulierten Abgaswerten mitgemacht zu haben. Die Nachricht schlug vor einigen Tagen ein wie eine Bombe: US-Ermittler wollen auch beim Vorzeigeauto mit dem Stern auf der Haube auf eine Schummel-Software gestoßen sein. Sollten sich die Gerüchte bewahrheiten, kann das für Daimler eine sehr teure Angelegenheit werden. Inwieweit der vermeintliche Skandal nachhaltige Auswirkungen auf den Aktienkurs hat, steht allerdings noch in den Sternen.

Für die deutschen Automobilbauer scheint sich derzeit einiges zusammenzubrauen. Klagen wegen manipulierter Abgaswerte, drohende Fahrverbote für den Diesel sowie die insgesamt nur schleppende Einführung von neuen Technologien sind jedoch alles hausgemachte Problem. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat zwar sein Urteil zu den Diesel-Fahrverboten vorerst vertagt, allerdings bringt das wohl nur einen kurzen zeitlichen Aufschwung. Allgemein wird damit gerechnet, dass die Städte in eigener Regie Fahrverbote aussprechen dürfen. Die Folgen tragen in erster Linie die Kunden. Wer ein Dieselfahrzeug besitzt, muss sich eingestehen, dass sein Auto heute schon kaum noch etwas wert sein dürfte. Aber was bedeutet das für die Anleger, die sich Automobilaktien ins Portfolio geholt haben?

Fahrverbote könnten den Autobauern sogar helfen

Das aktuell größte Problem für die deutschen Autobauer sollten die eventuell bevorstehenden Fahrverbote sein, könnte man meinen. Weit gefehlt, sagen dagegen viele Analysten. Der Schaden schlägt wohl zunächst einmal voll durch auf die Kunden der Diesel-Fahrzeuge durch. Insbesondere Pendler mit einem relativ neuen Diesel dürfte der Wertverlust schmerzen, da anders als bei älteren Diesel-Fahrzeugen, gewährte Umtauschprämien den Verlust kaum auffangen. Vereinzelt wird mit Klagen gegen die Autobauer zu rechnen sein. Allerdings dürfte das sich das Risiko für VW, Daimler & Co in Grenzen halten, so die Experten weiter. Dass die zu Recht verärgerten Kunden anschließend keine deutschen Autos mehr kaufen oder leasen, ist dagegen wohl nicht zu befürchten. Selbst der Abgasskandal bei VW hatte, über den Gesamtzeitraum betrachtet, von einem kurzen Knick bei den Verkaufszahlen, kaum Auswirkungen auf das Image der Hersteller. Der Schaden, der sich aus den Tochtergesellschaften der Autobauer ergibt, die Leasing oder Finanzierungen anbieten, dürfte bei rund einer Million Dieselfahrzeugen bei einem dreistelligen Millionenbetrag liegen. Kein Betrag, der an die Substanz geht.

Sollte sich der Verdacht gegen Daimler bestätigen, dass eine Software namens Bit15 in den USA nach 26 Kilometern die Abgasnachbehandlung gestoppt hat, sodass die Autos danach in den „Schmuddelmodus“ übergingen, könnten wohl Strafzahlungen an die US-Behörden fällig werden. Das Beispiel VW jedoch, dass vor dem Hintergrund weltweit blendender Absatzzahlen bei allen deutschen Autoautobauern wenig zu befürchten ist. Die Aktienkurse der Autohersteller zeigten sich trotz der Skandale relativ robust. Überdies dürfte das Abgasproblem bereits im Kurs der Daimler Aktie verarbeitet sein. Viele Anleger ahnten wohl schon, dass noch etwas unter der Oberfläche brodelt. Umfangreiche Charts und Analysen zu Automobilaktien und Handelsplattformen gibt es bei www.Aktiendepot.de/

Daimler-Aktie
Bild: Wochen-Chart der Daimler-Aktie: Das Wertpapier kämpft mit dem Widerstand bei 71 Euro

Die Zukunft der deutschen Autobauer hängt von der Bereitstellung neuer Technologien ab

Im Luxussegment mussten Daimler und BMW gerade vernehmen, dass der amerikanische Hersteller Tesla mit seinem Model S bei den Verkaufszahlen in Europa ein Überholmanöver eingelegt hat. Betroffen sind vor allem die 7er-Reihe von BMW und die S-Klasse von Mercedes, wo sich Tesla mit seinem Model eingereiht hat. Auch bei der Entwicklung der Elektromotoren und Hybridfahrzeuge zur Serienreife scheint man noch etwas nachzuhinken, gegenüber der ausländischen Konkurrenz. BMW hat zwar auf der letzten IAA sein Model iVision Dynamics vorgestellt, das in direkter Konkurrenz zu Tesla platziert wird. Bis zur Auslieferung wird aber noch ein wenig Zeit ins Land gehen. Auch der Elektro-Mini und neue X3 mit elektrischem Antrieb kommen dem Vernehmen nach erst im nächsten Jahr zu den Händlern. Das Problem mit der Reichweite scheint weitgehend gelöst zu sein, zumindest für alle, die nicht als Handelsvertreter oder Kurierfahrer arbeiten. Mittlerweile ist man schon bei 600 km Reichweite angelangt. Problematisch wird allerdings die Infrastruktur in den Städten vorzuhalten, weil die Autos einige Zeit brauchen, um wieder aufgeladen zu werden. Ein Punkt, der auch immer noch viele Kunden davon abhält, sich ein Elektrofahrzeug zuzulegen.

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