Öl kommt jetzt ins Kuriositäten-Kabinett

Liebe Leserinnen und Leser,

zurzeit gibt es keine andere Anlageklasse in der man in so kurzer Zeit zum Reichtum erlangen kann. Dabei muss jedoch erwähnt werden, dass es zwei Seiten der Medaille gibt. Es gibt nämlich auch kaum eine andere Anlageklasse in der man so schnell Geld verlieren kann. Was der eine gewinnt, muss dann nur verlieren.

Unglaublich!!! Ein negativer Ölpreis

Ich kann mich nicht erinnern, dass es jemals einen negativen Börsenkurs gab. Doch am Montag ist tatsächlich der US-Preis für Rohöl um ca. 300 Prozent abgestürzt. Dabei rutschte der Kurs ins Negative! Es gab Preise je Öl-Barrel um minus 40 US-Dollar für das WTI-Öl. Beim negativen Kurs haben sich einige Unternehmer fürstlich dafür bezahlen lassen, dass sie im Mai WTI-Öl in ihr Lager aufnehmen.
Die Nachfrage für Öl ist dramatisch eingebrochen und die Lagerstätten sind an ihrer Kapazitätsgrenze. Die Öl-Lager sind überfüllt und es werden zurzeit sogar Lastkähne mit Rohöl betankt, um sie auf dem Meer „spazieren zu fahren“. Neue Öltanks lassen sich nicht so schnell herbeischaffen, weil durch die Corona-Krise die Lieferketten eingeschränkt sind. Eine Weiterverarbeitung des Öls in Raffinerien ist ebenfalls unattraktiv, weil die Raffinerien gerade keine Absatzmöglichkeiten für Ölprodukte sehen.

Öl gibt es trotzdem nicht umsonst

Der negative Ölpreis bedeutet nicht, das Öl wertlos geworden wäre. Beim negativen Preis handelt es sich um den Preis für kurzfristige Terminkontrakte, die in Oklahoma im Mai abgewickelt werden müssen. Weil Spekulanten das Öl nicht abholen wollen, standen am Montag die Marktteilnehmer vor dem Problem, keine Abnehmer für die Kontrakte vorzufinden. Die Kontrakt-Besitzer wurden also gezwungen ihre Kontrakte, egal zu welchem Preis, abzustoßen. So entstand eine Ausnahmesituation, die negative Preise brachte. Ein Vergleich zum Juni-Öl-Kontrakt zeigt, dass Öl weiterhin einen positiven Preis besitzt. Wer also hofft, demnächst kostenlos sein Auto mit Benzin auftanken zu können, der wird enttäuscht.:)

Rohöl ist so günstig, das es sich lohnen sollte, auf einen kurzfristigen Anstieg zu setzen. Sehr gut eignen sich dazu Öl-Aktien, z.B. Royal Durch Shell.

Bild: Wochen-Chart der Shell-Aktie [in D mit WKN: A0D94M]

 

Schnelle Gegenbewegung möglich

Der schwache Ölpreis wirkt sich natürlich auch bei den ölproduzierenden Unternehmen aus. Dementsprechend ist der Kurs der Shell-Aktie eingebrochen. Die Aktie ist jetzt extrem günstig zu haben. Ich würde allerdings nicht so weit gehen, dass man die Shell-Aktie als Investment ansehen sollte. Die Haltedauer für eine neue Position sollte entsprechend kurz sein.

Die Aktie hat eine langjährige Unterstützung bei 1250 Britische Pfund und diese Kursmarke wurde im März beträchtlich unterschritten. Die nächste Unterstützung ergab sich dann bei 1000 Pfund. Dieses Niveau kann allerdings nicht im Chart als Unterstützung identifiziert werden, weil der Kurs in den vergangenen 20 Jahren nicht berührt wurde. Wir dürfen allerdings diese runde Kursmarke von 1000 Pfund als psychologischen Grenzwert ansehen.

Die Handelsidee

Im Chart ist eine gute Handelsidee eingezeichnet. Sie geht davon aus, dass die Abwärtsbewegung überzogen war und der Ölpreis sich kurzfristig erholen wird. Passend dazu müsste mit dem steigenden Ölpreis auch der Aktienkurs wieder anziehen. Bei 1600 GBP gibt es eine ehemalige Kurslücke, die bereits geschlossen wurde. Sie sollte deshalb kein Widerstand sein, so dass der Kurs problemlos ansteigen kann.
Weil die Schäden durch die Corona-Krise nicht absehbar sind, würde ich als Trader einen konservativen Zielkurs von 1760 GBP ansetzen. Der Zielkurs entspricht ca. 61 Prozent der Abwärtsbewegung und befriedigt damit die Fibonacci-Trader. Damit der Trade aufgeht, sollte die ehemalige Unterstützung von 1250 GBP wieder greifen und weitere Kursverluste bremsen. Wir können einen sinnvollen Stoppkurs bei 1090 GBP setzen.

Viel Erfolg wünscht Ihnen

Christian Lukas

www.Trading-Ideen.de

4 Kommentare

  1. Hallo Christian,
    würdest du sagen, dass eine starke Gegenbewegung nach wie vor möglich ist. Oder könnte sich die Lage, nachdem Royal Dutch Shell eine Dividendenkürzung vorgenommen hat, geändert haben?
    Schönen Gruß!
    Alex

    • Hallo Alex, ich glaube nicht, dass eine Dividendenkürzung einen großen Einfluss haben wird, denn es hängt alles vom zukünftigen Ölpreis ab. Momentan sehe ich noch kein Signal für den steigenden Aktienkurs und somit bleibt die Aktie eine riskante Position. Fundamental finde ich die Aktie allerdings sehr billig und das sehen auch andere Marktteilnehmer. Daher reicht schon eine kleine positive Nachricht (z.B. ein Analystenkommentar) und die Aktie steigt. Viele Grüße
      Christian

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