Weitere Infos zum Wirecard-Desaster

Liebe Leserinnen und Leser,

ich bin immer noch überrascht, über das amateurhafte Verhalten von Wirecard. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst&Young hatte am vergangenen Donnerstag verkündet, dass es kein Testat für die Korrektheit des Jahresabschlusses von 2019 ausstellen kann. Die Erklärung hierzu ließ nicht lange auf sich warten. Wirecard soll 1,9 Milliarden Euro auf zwei philippinischen Treuhandkonten besitzen. Es handelt sich dabei um Konten bei renommierten Banken, nämlich BDO Unibank und Bank oft the Philippine Islands.

Als nun Ernst&Young die Kontoauszüge dazu begutachtete, stellte sich ein Verdacht ein. Zum einen kam die Bankenbestätigung innerhalb weniger Tage, was normalerweise eher Wochen dauert, zum anderen waren die angegebenen Summen in Euro angegeben.
Ein ungewöhnlicher Vorgang, denn normalerweise hätten es US-Dollar oder Philippinische Peso sein müssen. Ernst&Young schickte deshalb einen philippinischen Kollegen zu den entsprechenden Banken, um eine Bestätigung zu erhalten. Überraschenderweise erklärten die beiden philippinischen Banken, dass sie keinerlei Geschäftsbeziehung mit Wirecard besitzen. Dementsprechend gibt es auch keine Konten. Damit erhärtete sich der Verdacht, dass die Kontoauszüge gefälscht waren.

Wo ist das Geld geblieben?

Wirecard sieht sich als Opfer und muss nun mit schweren Konsequenzen rechnen. Passend dazu ist der Unternehmenschef Markus Braun am Freitag zurückgetreten. Es sieht so aus, als hätten ein oder mehrere Mitarbeiter die 1,9 Milliarden Euro unterschlagen. Verdächtigt wird zunächst der eingesetzte Treuhänder auf den Philippinen. Es handelt sich um einen jungen Anwalt für Familienrecht, der im Oktober 2019 seine Arbeit aufgenommen hat. Zuvor hatte sich die Firma „Citadelle“ um die treuhänderischen Belange gekümmert. Seltsamerweise kündigte Citadelle den Vertrag mit Wirecard genau zum Zeitpunkt als die asiatischen Geschäfte von der externen Wirtschaftsprüfung KPMG untersucht wurden.

Wirecard muss nun beweisen, dass die großen asiatischen Deals der jüngsten Vergangenheit keine Scheingeschäfte waren.

Für Wirecard geht es jetzt ums Überleben

Weil Wirecard keine testierte Bilanz für 2019 vorlegen kann, gibt es für die Kreditgeber die Möglichkeit zur vorzeitigen Kündigung von Krediten. Aktuell sind es wohl 2 Milliarden Euro, die Wirecard begleichen müsste. Eine Zahlungsunfähigkeit ist daher nicht ausgeschlossen.

 

Meine Meinung: Ich gehe nicht davon aus, dass die kreditgebenden Banken Wirecard opfern werden. Dem Finanzsektor geht es nicht besonders gut und größere Kreditausfälle würden dem Eigengeschäft schaden. Zukünftig wird sich Wirecard mit einer Vielzahl von Klagen auseinandersetzen müssen. Außerdem ist die BaFin tätig und wird mögliche Täter identifizieren.

Für Wirecard sieht es aktuell düster aus. In den vergangenen beiden Handelstagen ist der Aktienkurs eingebrochen. Weil der Konkurs droht, ist der Verkaufsdruck extrem hoch. Meiner Meinung nach, werden die Wirecard-Aktien nicht wertlos werden. Denkbar ist für mich sogar eine Übernahme durch ein externes Finanzinstitut. Sofern die Geschäftsbeziehungen von Wirecard nicht alle erfunden sind, wird es Interessenten geben, die sich mit Wirecard´s Technologien schmücken wollen.

Grandiose Trades wünscht Ihnen

Christian Lukas

 

 

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.