Die Wirkung von Fibonacci Retracements (Teil 1)

Fibonacci-Retracement ist nur ein Mythos

In diesem Artikel zeigen wir Ihnen unsere Ergebnisse einer statistischen Analyse zu dem Thema: Fibonacci Trading.

Wir werden in diesem Artikel nicht auf die Grundlagen der Fibonacci-Zahlenreihe eingehen, und wir werden auch nicht einen Grundlagenkurs eröffnen. Jeder der sich die Basics zu dem Thema Trading in Verbindung mit Fibonaccis aneignen will, der findet eine Menge Content auf anderen Blogs oder Informations-Websiten.

Wir wollen uns hier zu der Fragestellung äußern, ob Trading mit Fibonaccis tatsächlich funktioniert oder ob man, wie auch im Falle der Dojis man der selektiven Wahrnehmung zum Opfer fällt.

These: Fibonacci-Retracements funktionieren nicht.

Zumindest nicht so, wie es in der Börsen-Literatur definiert wird. Wir werden nicht nur erläutern, in welchen Fällen ein Fibonacci-Retracement funktioniert, sondern auch in welchen oder in wie vielen Fällen er auch nicht funktioniert. Das ist nämlich der Punkt, den die Meisten weglassen.

Es ist nämlich von ungeheurer Wichtigkeit zu erkennen, wann eine Methodik nicht funktioniert, anstatt sich nur darauf zu fokussieren und sich eventuell einzubilden, dass die Trading-Systematik funktioniert.

In unserer Analyse wurden insgesamt 665 Trends auf dem Tages-Chart ausgearbeitet. Davon sind 251 Trends aus dem Dax-Markt, 154 aus dem EUR/USD Markt und 261 aus dem Gold-Markt. Im Dax-Markt begannen wir den ersten Trade im Jahr 1991 auszuzählen, während wir im EUR/USD- und dem Gold-Markt ab dem Jahr 1993 begannen. Wir haben uns für den Trend auf Tages-Basis entschieden, da in der Börsen-Community dieser Trend als stabil gilt.

Vorgehensweise der Analyse der Fibonacci-Retracements

Zum Beginn möchten wir erwähnen, dass Trader gerne die Fibonacci-Retracements dazu verwenden, um im Trendhandel in der Korrektur einzusteigen. Zunächst ist es wichtig einen Trend zu definieren. Fand in diesem Trend eine Korrektur statt, wurde das Fibonacci Retracement an vom Tief bis an das Hoch der Bewegung angesetzt. Danach wurde analysiert, ob die Korrektur-Bewegung von den Fibonacci-Levels beeinflusst wurde.

Für diese „Reaktionen“ haben wir uns eine Systematik ausgedacht. Die Reaktionen auf die Retracements wurden entweder mit einer 0, einer 1 oder einer 2 bewertet. Eine 0 besagt, dass die Korrektur-Phase ein Fibonacci Retracement komplett ignoriert hat.  So sieht, beispielsweise, eine „0“ aus:

 

 

 

Bild: DAX mit Missachtung der Fibonacci-Regeln

Wir können, im blau markierten Bereich, erkennen, dass sowohl der Docht, als auch der Spike der Kerze unterhalb des 23,6%-Fibonacci Retracements liegt. Das wäre ein schönes Beispiel für eine „0“ aus unserer Analyse.

Eine 1 steht dafür, dass die Korrektur-Phase zwar eine Reaktion am Fibonacci Retracement gezeigt hat, die nächste Korrektur-Bewegung daraufhin aber das Fibonacci Retracement gebrochen hat. Mit einer „Reaktion auf das Fibonacci Retracement“ meinen wir, dass der Markt einen Spike auf dem Niveau des Fibonacci Retracement getätigt hat, der Körper der Kerze aber oberhalb/unterhalb des Fibonaccis liegt.

Hier ein Beispiel für eine „1“:

 

Bild: DAX mit Reaktion beim Fibonacci-Retracement

In der oberen Abbildung erkennen Sie nun ein Musterbeispiel für eine „1“ aus unserer Analyse. Die grüne Candlestick hat zwar auf das 23,6% Fibonacci Retracement reagiert, da wir einen Spike oberhalb des Niveaus haben, der Körper aber darunter geschlossen hat. Die nächste grüne Candle jedoch, wie man erkennen kann, reagiert nicht mehr auf das 23,6% Retracement.

Die „1“ ist das, was wir als ein Fehlsignal betiteln würden.

Und zu guter Letzt haben wir da noch die „2“. Die „2“ ist das, was wir als einen Treffer werten. Eine „2“ ist vom Aussehen her, genauso wie eine „1“. Nur dass eine „2“ dann auch im Nachhinein zu einer Trendbestätigung führt.

Hier ein Beispiel:

 

Bild: DAX mit idealer Reaktion beim Fibonacci-Retracement 

Im oberen Bild sehen wir nun, wie eine „2“ aus unserer Analyse aussieht. Hier können Sie deutlich erkennen, dass der Markt an dem 38,2% Retracement reagliert hat. Diese Reaktion führte daraufhin zu einer Trendbestätigung ohne ein weiteres Fibonacci-Retracement zu tangieren oder das 38,2% Fibonacci Retracement zu brechen.

 

 

Analyse: Dax-Markt

Wir haben nun die Vorgehensweise unserer Analyse erläutert. Erläutert wurde auch, was die genauen Ereignisse: 0,1 und 2 bedeuten. Somit können wir uns jetzt an die Ergebnisse des ersten Börsen-Marktes ansehen.

Wir werden Ihnen in der Analyse des Dax-Marktes noch expliziter unsere Vorgehensweise erklären und auch erläutern, welche Formeln wir verwendet haben um auf die Ergebnisse zu kommen. Somit wird der Dax-Markt am „längsten“ erläutert. Die Formeln und die Methodik sind bei den anderen zwei Märkten identisch.

 

Hier ein grober Ausschnitt der Analyse des Dax-Marktes:

 

 

Sie können natürlich, rein von dem Bild, nichts erkennen. Dieses Bild soll aber aufzeigen, wie intensiv diese Recherche durchgeführt worden ist. Wer Interesse an der Original-Datei hat, der kann uns sehr gerne eine E-Mail (info@statistic-trading.de)  schreiben und wir würden Ihnen die Datei daraufhin zukommen lassen.

 

Die Ergebnisse der Untersuchung

Der DAX wurde seit dem 01.01.1991 auf Tages-Basis analysiert. In der Summe entstanden 251 Trends. Hier die Ergebnisse:

 

 

Von diesen 251 haben somit 146 Trends einen Trend fortgesetzt, nachdem sich ein Trend etabliert hat und 105 Trends haben einen entstandenen Trend gebrochen ohne eine Trendfortsetzung durchgeführt zu haben.

Dieses Ergebnis spricht erstmal dafür, dass der Trendhandel einen statistischen Vorteil bietet. Also eine Trefferquote von über 50% aufweist. Deswegen lesen Sie das aber hier nicht. Interessanter wird jetzt die nächste Auswertung.

Und zwar dieser hier:

 

 

Diese Analyse gibt darüber Auskunft, zu wie viel Prozent ein Fibonacci Retracement Auswirkung auf eine Trendbestätigung hat. Wie Sie erkennen können, ist das Ergebnis weniger freudig.

Doch wie kamen wir auf dieses Ergebnis? Dazu müssen Sie sich vielleicht noch mal den Abschnitt mit unseren Ereignissen: 0,  1 und 2 anschauen. Um die Effektivität von Fibonacci Retracements auf Trends untersuchen zu können, haben wir eine Formel auf Excel entwickelt.

So sieht das Ganze dann aus:

 

Oben im Bild können Sie sowohl unsere Excel-Berechnungs-Formel erkennen, als auch ein Teil der Analyse.

Wenn wir eine Trendbestätigung haben und es auch noch in einem der 6 möglichen Fibonacci Retracements eine „2“ vorgekommen ist, dann soll dort „Trend Positiv“ stehen. Tritt das gerade erklärte Ereignis nicht ein, soll dort „Trend Negativ“ stehen. Somit ist nur ein Trend, der auch tatsächlich ein positives Ereignis an den Fibonacci Retracements getätigt hat, auch signifikant von einem Fibonacci beeinflusst worden.

Wir erhalten somit das Ergebnis, dass nur 45,02% der Trends, auch signifikant von einem Fibonacci „vorhergesagt“ worden sind. In 54,98% der Trends erhielten wir ein negatives Ergebnis.

Wir können nun, nur aus dieser schnellen Analyse erkennen, dass die Fibonacci Retracements nicht Auskunft darüber geben können, ob ein Trend aufhört sich zu korrigieren, und von wo er wieder anfängt die Bewegungs-Phase zu wechseln. Einen statistischen Vorteil hat man dadurch auch nicht gewonnen.

Wir sind aber noch etwas weiter ins Detail gegangen. Wir haben uns gefragt: Was können Trader tatsächlich mit Fibonacci Retracements traden? Woran könnte es vielleicht liegen, dass unsere Analyse nicht anerkannt wird, weil wir, anscheinend, gegen einen Fibonacci Strom schwimmen?

Wefen dieser Fragen, haben wir für jeden Markt noch 3 weitere Extra-Analysen durchgeführt.

In der ersten Extra-Analyse wurde die Frage gestellt, ob es ein ideales Fibonacci-Niveau gibt? Idealerweise setzt man passend dazu ein Stop-Loss am Tiefpunkt des Trends. Als Beispiel: Wir haben ein System entwickelt, bei dem wir immer am 50%-Fibonacci einsteigen, sobald das Niveau berührt wird. Wir warten danach auf einen Rücksetzer oder darauf, dass der Markt oberhalb/unterhalb des Fibonacci Niveaus schließt.

Unsere zweite Extra-Analyse soll aufzeigen, wie ein Ergebnis aussehen könnte, wenn wir nur Trades eingehen, die aufgrund von einem „1“-Ereignis geprägt sind. Als Beispiel: Wir gehen nur dann in den Markt hinein, wenn der Kurs das Fibonacci Retracements berührt, aber der Candlestick-Körper dennoch oberhalb des Retracements schließt (Long-Trade).

Und unsere dritte Extra-Analyse untersuchen wir, ob wir nicht der selektiven Wahrnehmung zum Opfer fallen.

 

Auf geht’s zum zweiten Teil.

 

 

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