The show must go on

Die meisten Börsenstarter haben wenig Grundlagenwissen zur Börse. Nicht selten beginnt das Börsianerleben mit dem zufälligen Durchlesen eines Börsenmagazins. Dazu gibt es noch Fernsehen mit der täglichen Börsenberichterstattung.

Die TV-Leute wissen alles ganz genau

Besonders das Börsen-TV ist interessant, weil Kursbewegungen mit einer Selbstverständlichkeit erklärt werden, als wenn die Moderatoren bei jeder Kursbewegung direkt dabei gewesen wären. Kein Wunder, dass Börsenneulinge vom Wissen der Reporter fasziniert sind. Es scheint, als ob der professionelle Börsenhandel genauso funktioniert. Unterschwellig wird vermutet, dass alle Börsenreporter Millionäre wären. Weit gefehlt! Alle Moderatoren haben nämlich eine besondere Fähigkeit. Sie sind sprachlich ausgebildet und gute Selbstdarsteller. Nicht wenige Moderatoren haben sogar eine Schauspiel-Ausbildung absolviert. So schaffen Sie es, unglaublich kompetent zu wirken.

Es wird Kompetenz suggeriert

Bei allen Börsenmedien wird der Eindruck vermittelt, dass die relevanten Informationen rechtzeitig zur Verfügung stehen, damit der Kunde das große Geld verdienen kann. Die Realität ist etwas anders, denn die wichtigsten Infos kommen immer zu spät. Eine Berichterstattung ist per Definition immer vergangenheitsorientiert.

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Börsen-TV ist in erster Linie eine Show. Auch wenn die Moderatoren oder eingeladene Experten so tun, als würden sie täglich mehrmals mit allen Käufern und Verkäufern einer Aktie telefonieren, bleibt es eine Show. Parallel dazu erfinden in den Börsenmagazinen Journalisten gerne Begründungen, warum eine Aktie steigt oder fällt. Es ist sogar einfach, denn es gibt immer Argumente dafür oder dagegen. Man muss nur die passenden herauspicken. Wenn zum Beispiel die Aktie von Daimler Benz um 3% steigt, dann kann das mit dem neu eröffneten Werk in China erklärt werden. Das klingt auch logisch, weil China, die USA als größten Absatzmarkt für Daimler abgelöst hat.

Die Ursachen für Kursbewegungen können nicht immer erklärt werden

Es gibt unendlich viele Gründe für die Transaktionen an der Börse. Es ist niemals nur eine Einzige. Die Realität ist hart: Börsianer können keine Börseninformationen, auf Basis der Medien, in Gewinne umsetzen. Bestenfalls ist es möglich, verschiedene Informationen miteinander zu kombinieren, und eigene Schlüsse zu ziehen.

Auch Kurse machen Nachrichten

Gelegentlich bewegen sich Aktien in eine bestimmte Richtung, und Medien fügen eine unbedeutende fundamentale Erklärung hinzu. Tatsächlich beruhte die Kursbewegung auf eine technische Kursformation. Die Massenpsychologie erzeugt regelmäßig Bewegungen, die sich in Formationen, wie zum Beispiel Kursdreiecke oder Kursausbrüche zeigen. In solchen Fällen ist der Kurs selbst die entscheidende Nachricht und nicht eine beliebige Wirtschaftsmeldung.

Experten machen nur Werbung

Medien haben eine Omnipräsenz und ein guter Trader sollte sie nur als Unterhaltung wahrnehmen. Alles andere ist gefährlich. Besonders hüten sollte man sich vor Börsenexperten, die in einer Fernsehsendung interviewt werden. Gerne geben die Experten Kauftipps ab.
Zu Ihrer Information: Top-Trader gehen gewöhnlich nicht in Fernsehsendungen. Daher sind die Experten nur Verkäufer, Analysten oder Fondmanager. Es ist das Ziel, den Kunden zum Handel zu animieren oder Ihnen eine Leistung zu verkaufen. Übrigens, in den meisten Fällen bekommen die Experten kein Honorar für den Auftritt. Das sollte Ihnen zu denken geben.

Sie bekommen nicht den Super-Tipp

Denken Sie nur an die Finanzkrise 2008. Sie wurde durch eine Kreditblase am Immobilienmarkt ausgelöst. Viele Experten haben im Vorfeld auf die Problematik hingewiesen. Keiner konnte jedoch einen Zeitpunkt für das Platzen der Blase nennen. Sogar die Analysten von der Investmentbank Lehman Brothers wussten um die Begleitumstände der ungesicherten Immobilienkredite. Solange damit Gewinne gemacht wurden, sind die Gefahren ausgeblendet worden. Wir kennen das Ergebnis: Es gibt keine Lehman Brothers mehr.

Die neue Berichtssaison hat begonnen

Die Quartalsberichte der großen Unternehmen beeinflussen ganze Börsen. Aktuell lagen die Zahlen von Alcoa oder SAP unter den bereits gesenkten Erwartungen. Neulich gab es auch eine Umsatzwarnung von Henkel. Man sollte annehmen, dass die Aktien automatisch verkauft werden. Wer sich die passenden Charts dazu ansieht, der wird staunen, denn die negativen Quartalszahlen sind in den Kursbewegungen unauffällig.

Marktteilnehmer denken immer im Voraus. Wenn die Masse von schwachen Quartalszahlen ausgeht, dann sind diese schon in den Kursen eingepreist. Obwohl es manchmal trotzdem zu einem Kurszucken kommt, muss noch lange nicht eine Kurswelle ausgelöst werden – und schon gar nicht ein Trend.

Der Zufall ist Teil der Börse

Die Marktteilnehmer setzten sich immer aus drei Parteien zusammen. Es gibt welche, die sind long positioniert. Als zweites gibt es Short-Positionierte. Die dritte Partei sind die Neutralen. Die Neutralen sind unberechenbar, weil sie am Computer mit der Hand an der Maustaste sitzen. Sie haben noch keine Entscheidung getroffen, stehen aber kurz davor. Das macht den Börsenhandel schwierig und zugleich interessant. Börse ist nämlich nicht immer logisch, sondern hat einen Zufallsanteil.

Nur Ihre eigene Meinung zählt

Wenn Sie Börsenanfänger sind, hören Sie nicht auf Meinungen in den Medien. Versuchen Sie sich die Grundlagen der Börse selbst zu erarbeiten. Das macht zwar Mühe, doch Sie werden einen positiven Nutzen erleben. Noch mehr Enthusiasmus sollte der zukünftige Daytrader aufbringen. Die Trader-Ausbildung ist ein steiler Berg. Als Daytrader müssen Sie nicht nur Börsentechniken kennen. Sie müssen auch die mentalen Fähigkeiten mitbringen. Als Daytrader treffen Sie viele Entscheidungen in kurzer Zeit. Sie dürfen sich dabei weder verzetteln noch überarbeiten.

Tipp: Ein eigenes System ist am besten

Erschaffen Sie sich ein eigenes Handelssystem. Bauen Sie sich die Börsenregeln für den Ein- und Ausstieg aus einer Position. Es ist egal, was für ein Handelstyp Sie sind. Viele Wege führen nach Rom. Sie benötigen ein tiefes Verständnis für Ihr System. Häufige Änderungen sind in der Regel nur ein Zeichen für Unsicherheit bezüglich der Zuverlässigkeit. Mögliche Regeländerungen sind nur dann erlaubt, wenn damit tatsächlich etwas zu verbessern wäre.

 

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