Liebe Leserinnen und Leser,
es gibt Dinge im Finanzwesen, die hält man eigentlich nicht für möglich. Diesmal trifft es die renommierte Comdirect-Bank. Folgender Fall hat sich im vergangenen Dezember zugetragen:
Eine 28-jährige Frau aus Leverkusen möchte im Aktienhandel mitmischen und ihr Kontoguthaben weist einen Betrag von ca. 25.000 Euro auf. Nach eigener Recherche entdeckte sie die Aktie von Greenwich Lifesciences. Der Kurs der Aktie lag bei rund fünf US-Dollar und sie gab bei Comdirect eine Kauf-Order für 5800 Aktien auf. Weil sie die Aktie sofort haben wollte, gab sie die Order ohne Kauf-Limit auf.
Noch am gleichen Tag entdeckte sie, dass die Aktie auf 125 USD angestiegen ist. Passend dazu zeigte das Depot ein Aktienvermögen von ca. 600.000 Euro an. Obwohl ja nur 25.000 Euro auf dem Konto waren, betrug das Ordervolumen demnach ein Vielfaches, weil die Comdirect-Bank ihr unbemerkt einen großen Kredit gewährte.
Völlig überrascht von der Situation entschied sich die Kundin, die Position sofort zu schließen. Danach kam aber der Schreck, denn nach dem Verkauf der Aktien wies das Konto ein Minus von 360.000 Euro auf.
Das war passiert: Die Aktie zeigte sich am Tag der Orderausführung sehr schwankungsfreudig. Das Unternehmen verkündete, dass die unternehmenseigene Immuntherapie für Brustkrebs in eine höhere Testphase aufgenommen wurde. So eine Information wird von Börsianern sehr oft mit Käufen quittiert. Dementsprechend reagierte der Aktienkurs dynamisch.
Die aufgegebene Kauf-Order der Kundin wurde zum ungünstigen Zeitpunkt umgesetzt. Der Aktienkurs betrug beim Kaufzeitpunkt über 100 USD. Als sich die Kundin wieder zum Verkauf der Aktien entschied, war der Aktienkurs wieder dramatisch zurückgefallen.
Dieser Umstand wurde der Comdirect-Kundin zum Verhängnis. Mit der Order-Aufgabe ohne Limit akzeptierte die Kundin jeden Kauf- und Verkaufskurs der Aktie.
Bild: Tages-Chart der Greenwich Lifesciences Aktie
Bisher wurde nicht geklärt, wie es sein konnte, dass eine 28-jährige Kundin das Sicherungssystem der Comdirect überwinden konnte. Für das Konto bestand kein Kreditrahmen. Die Comdirect verhält bisher passiv und möchte, dass die Kundin den Minusbetrag ausgleicht. Ein Gerichtsverfahren scheint unvermeidbar zu sein.
Der Fall ist sicherlich ein großes Drama. Man muss sich dabei aber auch die Frage stellen, ob die Kundin sich gemeldet hätte, wenn sich ein Riesengewinn bei der Transaktion ergeben hätte?
Grandiose Trades wünscht Ihnen
Christian Lukas
Lesetipp: Handbuch des Volumen-Tradings
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