Was Trader von Forschern lernen können.

Die Idee zu diesem Beitrag kam mir durch einen alten Freund. Wir kennen uns seit über 20 Jahren und ticken völlig unterschiedlich. Das führt regelmäßig zu Diskussionen, die fast immer mit unterschiedlichen Standpunkten enden. Für mich ist das kein Problem, denn jeder Mensch hat ein Recht auf seine „falsche“ Meinung. (Achtung, Ironie). Mein alter Freund ist sehr konservativ und hat sich im Laufe seines Lebens ein persönliches Regelwerk aufgebaut, das ihm wahrscheinlich Stabilität fürs Leben gibt, ihm aber auch Grenzen setzt. Das erste Mal, dass mir eine solche Grenze aufgefallen ist, war, als er mir erzählt hat, dass er viermal durch die Führerscheinprüfung gefallen ist – und das sei nicht seine Schuld gewesen. Es ist nicht so ungewöhnlich, dass jemand durch die Prüfung fällt. Vier Mal durchzufallen halte ich allerdings nicht mehr für einen Zufall. Er hat es danach nie wieder probiert und lebt eben ohne Führerschein.
Was hat das mit Trading zu tun? Von der Sache erst einmal nichts. Dennoch sehe ich ein Kopfproblem. Er lernt nicht dazu, weil er nicht seine persönlichen Grenzen überwinden kann. Genauso geht es dem Trader mit seinen persönlichen Handelsregeln. Ein gutes Regelwerk hat die Aufgabe, das erfolgreiche Trading möglich zu machen und den Einzelerfolg später zu multiplizieren. Wenn das Regelwerk jedoch die Weiterentwicklung des Traders behindert, dann entsteht daraus ein Grundsatzproblem. Vielleicht ist es sogar ein unüberwindbares Problem.

Wirklich gute Händler verhalten sich wie Forscher. Sie sehen eine Aufgabe oder ein Problem und versuchen, es zu lösen. Ein Forscher beginnt mit dem ersten Versuch. Fehler. Dann kommt der zweite, der dritte usw. Der Forscher sammelt systematisch Informationen aus seinen Fehlern. Das geht so lange, bis er die Lösung gefunden hat. Beim Trader ist es ähnlich. Jeder gute Trader hat sich irgendwann auf seine persönliche Forschungsreise begeben. Das Ergebnis dieser Forschungsreise ist jedoch keine neue Erfindung, sondern eine Anpassung der Handelsregeln an die eigene Persönlichkeit. Genau darin liegt die Kernaufgabe eines Profis. Um besser zu werden, muss er zum Forscher werden. Dazu gehört auch, sich neuen Problemsituationen zu öffnen. Persönliche Barrieren müssen überwunden werden. So entstehen nicht nur kleine Verbesserungen, sondern manchmal auch Verbesserungssprünge. Vielleicht sogar eigene Innovationen. Ein Forscher ist auch nicht frustriert, weil er einen Fehler gemacht hat. Das liegt in der Natur der Forschung. Ohne Fehler kein Lernen. Warum sollte man nach einem Fehler frustriert aufgeben? Niemals! Ein Verlustgeschäft oder ein fehlgeschlagener Backtest sind bedeutungslos. Wenn man daraus lernt, ist das immer ein immaterieller Gewinn.

 

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