Dow-Theorie einfach erklärt

In der Chartanalyse versteht man unter einem Trend eine Kursbewegung, die über einen längeren Zeitraum in dieselbe Richtung verläuft. Passend dazu zeichnet sich ein Aufwärtstrend durch höhere Hochs und höhere Tiefs aus. Das Gegenstück wäre der Abwärtstrend mit entsprechenden tieferen Hochs und tieferen Tiefs. Charles Dow definierte außerdem einen Seitwärtstrend, der sich durch eine Reihe nahezu gleich hoher Hochs bzw. gleich tiefer Tiefs auszeichnet.

Bild: Die Systematik der höheren Hochs und höheren Tiefs in einem Aufwärtstrend entspricht dem Prinzip der “Markttechnik”

Die Seitwärtsphasen sind auf den ersten Blick uninteressant, doch sie sind in den meisten Fällen auch Akkumulationsphasen. In solchen Phasen kann man als Trader sehr gute Einstiegspunkte finden, denn nach der Akkumulation gibt es meistens eine dynamische Trendfortsetzung.

Bild: Seitwärtstrend mit annähernd gleich hohen Hochs und gleich tiefen Tiefs

Aus den markanten Hochpunkten und Tiefpunkten lässt sich ein Trendkanal bilden. Bricht der Kurs im weiteren Verlauf aus dem Trendkanal aus, so ist das ein Zeichen für einen bevorstehenden Trendwechsel.

Der Markt bewegt sich in der Dow-Theorie bevorzugt in Trends. Diese Phasen lassen sich nach der Dauer der Trendbewegung unterteilen.

Bild: Phasen innerhalb eines Trends

Der wichtigste Trend ist der langfristige  Primärtrend. Er ist dominant und beeinflusst immer die untergeordneten Trends. Eine Stufe darunter kommt der sekundäre Trend. Man kann ihn sowohl als entgegen-gerichteten Korrekturtrend ansehen. Es gibt ihn allerdings auch als trendkonforme Kursbewegung. Dabei muss dann die Kursstruktur klar verändert sein. Das erkennt man an der Dynamik der Kursmuster.
Beim Tertiärtrend handelt es sich um eine untergeordnete Trendbewegung auf einer kleineren Zeitebene. In dieser Trendphase verändert sich die Volatilität stärker und die Kurse gehen in ein zufälliges Marktrauschen über. Der Tertiärtrend ist nicht in der Lage, den Primärtrend zu brechen.

Es ist völlig egal, ob man als Trader gerne Daytrading, Swing Trading oder ein langfristiges Investment bevorzugt. Einen bestehenden Trend kann man auf jeder Zeitebene folgen. Statistiken zeigen jedoch, dass Trendfolgeansätze besonders im langfristigen Bereich erfolgreicher sind.

Die grundsätzliche These für den Trendhandel ist immer, auf die Fortsetzung einer bestehenden Bewegung zu setzen. Zuvor muss natürlich ein Trend klar identifiziert werden. Hierzu gibt es in der Praxis unterschiedliche Tools bzw. Indikatoren, mit denen man einen Trend qualitativ beurteilen kann.

Die große Masse der Trader orientiert sich dabei an gleitenden Durchschnitten. Es kommt darauf an, wo der Kurs in Relation zum gleitenden Durchschnitt steht und wie steil der Durchschnitt im Gesamtbild verläuft.

Im unteren Beispiel wurde EMA20 + EMA80 + EMA200 gewählt. Der EMA20 repräsentiert den Tertiärtrend, EMA80 den Sekundärtrend und EMA200 den Primärtrend. Sobald alle drei GDLs in eine Richtung zeigen, darf man von einer starken Trendbewegung ausgehen.

Bild: Beispiel für eine Trendanalyse mit gleitenden Durchschnitten

Das Trading-Ziel im Trendhandel  sollte sein, den Trend möglichst lange zu folgen. Deshalb macht ein Gewinnziel im Trendhandel wenig Sinn. Die meisten Trader orientieren sich an einem nachgezogenen Trailing-Stop.

Natürlich kann man nicht nur einen länger-bestehenden Trend folgen, sondern auch auf einen Trendwechsel spekulieren. Je länger ein primärer Trend läuft, desto wahrscheinlicher wird seine Erschöpfung. Der Trendwechsel kann aber nur erfolgen, wenn ein bestehender Trendkanal gebrochen wird.

Der Trendbruch in einem Aufwärtstrend zeigt sich, wenn nach einem höheren Hoch anschließend ein tieferes Tief erscheint und danach wiederholt ein tieferes Tief ausgebildet wird. Nur so startet die Gegenbewegung.

Handelsansätze: Ein Trader, der einen Einstiegspunkt sucht, hat zwei Möglichkeiten: Er kann direkt in den Trend einsteigen und hoffen, dass sich die Bewegung fortsetzt. Das wäre zum Beispiel bei einem Ausbruch über ein neues Hoch sinnvoll. In einem Aufwärtstrend kann man allerdings auch auf eine natürliche Gegenbewegung (Konsolidierung) warten und dann in einer Phase niedriger Volatilität  eine Positionierung in Trendrichtung eingehen.

Gegen den Trend darf man nur dann handeln, wenn sich ein Trendbruch ergeben hat. Weil sich jedoch viele Trendbrüche als Fehlausbruch entpuppen, kann man als Trader auch geduldig abwarten und schauen, ob sich der neue Trend bestätigt. In der Konsequenz verringert der Trader durch den verzögerten Einstieg zwar sein Gewinnpotenzial, doch er mindert dabei auch sein Risiko.

Das Grundprinzip von Charles Dow war es immer, in Richtung des langfristigen Trends zu handeln. Der langfristige Trend ist sicherer und profitabler. In diesem Zusammenhang gibt es auch langfristige statistische Untersuchungen. Betrachtet man die Aktientrends über viele Jahrzehnte, dann gibt es eine durchschnittliche Wahrscheinlichkeit von 58%, dass sich der übergeordnete Trend nach einer Konsolidierung wieder fortsetzt.

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