Intermarket-Analyse verstehen

Die Intermarket-Analyse ist eines der interessantesten Forschungsgebiete im Bereich der Börsenanalyse. Üblicherweise spricht man von zwei Schwerpunkten der Börsenanalyse. Es gibt zum einen die klassische Fundamentalanalyse, bei der zum Beispiel ein Unternehmen bilanztechnisch untersucht wird und seine Zukunft prognostiziert wird. Zum anderen gibt es die Technische Analyse, die davon ausgeht, dass sämtliche fundamentalen Informationen im Preis enthalten sind. Die technische Analyse untersucht den Börsenkurs und setzt auf massenpsychologische Phänomene. Ein Trend wird mit erhöhter Wahrscheinlichkeit fortgesetzt, weil der Trend weitere Marktteilnehmer anzieht. Das ist auch die Ursache, warum ein Trend stets länger andauert, als es im Allgemeinen erwartet wird.

Der Pionier der Intermarket-Analyse ist John J. Murphy. Er setzt auf das Wechselspiel der vier großen Anlageklassen, nämlich Anleihen, Aktien, Rohstoffe und Devisen. Die Wirtschaft bewegt sich in zyklischen Marktbewegungen und die vier Anlageklassen schwanken in Abhängigkeit zueinander.

Die Intermarkt-Analyse bietet eine Verbindung zwischen der fundamentalen und der technischen Analyse. Der große Vorteil liegt in der frühzeitigen Identifizierung von Trendwechseln. Hierzu ein Beispiel: Wenn die Wirtschaft boomt, dann gibt es einen regen Handel mit Gütern. Damit die Güter von A nach B gelangen, kommt das Transportwesen zum Einsatz. Vermindert sich das Wachstum der Transportbranche, dann gibt es kurze Zeit später eine Reduzierung der Wirtschaftsleistung. Die Transportbranche ist damit eine vorlaufende Branche für Aktienmärkte. Eine einfache Logik, die schon von Charles Dow vor 1900 erkannt wurde und zum Bestandteil seiner Dow-Theorie wurde.

Die Aktienmärkte und die Volkswirtschaften bewegen sich in Zyklen. Dabei gibt es eine fortlaufende Wirkung durch die Aktienmärkte.

Bild: Zyklen für Wirtschaft und Aktienmarkt. Die Aktienmärkte laufen der Wirtschaft um 3-6 Monate voraus.

 

Bild: Zyklen für Transportwesen und Aktienmarkt

 

Die Kursbewegung der vier Anlageklassen bildet eine zyklische Abfolge

In seinem Buch „Neue Intermarket Analyse“ beschreibt John Murphy den Zusammenhang der vier großen Anlageklassen. Im unteren Bild ist die Theorie perfekt dargestellt.

Intermarket-Analyse

Bild: System der Intermarket-Analyse nach Murphy

Die Intermarket-Analyse ist eine Teildisziplin der technischen Analyse. Sie stellt das komplizierte Geflecht der Finanzmärkte in einen technischen Zusammenhang. So ist zum Beispiel die Analyse der weltweiten Aktienmärkte unvollständig, wenn die aktuellen Trends an den Devisen, Anleihen oder Rohstoffmärkten nicht einbezogen werden.

Jede Intermarkt-Analyse muss in einem Zusammenhang mit den aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gesehen werden. Der wichtigste Einfluss kommt durch die großen Notenbanken, die ihren Leitzins definieren. Dabei darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Leitzinsen ein planwirtschaftliches Spiel der Notenbanken sind. Es geht dabei nicht um richtig oder falsch, sondern mit dem Leitzins wird immer ein bestimmter Nutzen verbunden. Als die USA ihr Militär aufrüstete, um militärischen Aktionen nach dem Anschlag auf das World Trade Center durchzuführen, senkte die US-Notenbank Fed die Leitzinsen, um eine Kreditaufnahme zu erleichtern. An diesem einfachen Beispiel ist zu erkennen, dass eine Notenbank nicht immer den Sachzwängen der Finanzmärkte dient.

Die Intermarket-Analyse wird durch die Nullzinspolitik erschwert

Die heutigen Finanzmärkte sind durch die Nullzinspolitik der großen Notenbanken marktwirtschaftlich verzerrt. In der Wirtschaftshistorie war es immer so, dass ein Verhalten gegen die Marktwirtschaft am Ende nur großen Schaden verursachte. Deshalb überlebte bisher kein Staat der Welt mit Planwirtschaft. Jede Volkswirtschaft ist chaotisch-komplex und sie kann nicht durch eine Verwaltung effizient gesteuert werden. Marktwirtschaft ist letztendlich immer das marktgesunde Verhalten von Teilnehmern. Alle komplexen Wirtschaftsvorgänge werden durch den Preis gesteuert. Der Preis, der durch Angebot und Nachfrage entsteht, ist das schnellste Instrument für langfristige Effizienz. Selbstverständlich gibt es auch ineffiziente Preise, die zu Ungerechtigkeiten führen können. Der Markt ist jedoch immer bemüht, solche Ineffizienzen auszugleichen.

Bei der Erstellung einer Intermarket-Analyse müssen der Leitzins und die Inflation eine Ausgangsbasis bilden. Die vier Anlageklassen Verhalten sich in einem inflationären Umfeld anders als bei einer Deflation.

Crash vorhersehen?

Je länger die Nullzinspolitik aufrecht gehalten wird, desto stärker kommt das Crash-Szenario der Aktienmärkte ins Spiel. Nicht wenige YouTuber haben sich eine große Community mit der Zuschauerangst aufgebaut. Sie prognostizieren den zukünftigen Crash und ihre Argumentation ist logisch und leicht nachvollziehbar. Solange die Notenbanken alle Probleme mit Gelddrucken lösen, wird der zukünftige Crash herausgezögert. Die Intermarket-Analyse ist vielleicht die einzige Methode, um einen Crash halbwegs präzise vorherzusehen.

 

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